Falsch ist das Neue Wahre

Ich habe kürzlich eine wissenschaftliche Arbeit in einer Philosophiezeitschrift veröffentlicht. Die Anweisungen an Autoren für diese Zeitschrift waren überraschend: Im Grunde wollten die Redakteure keine Papiere mit den Worten "real" und "true" in ihnen veröffentlichen. Verboten waren auch "Realität", "Wahrheit" und ihre Gegensätze "falsch" und "nicht real". Ich dachte: "Sicher ziehen sie mein Bein." Nein. Alle Verwendungen von "wahr", "falsch" und ihren Derivaten wurden verboten. Wirklich und wahrhaftig. Die Redakteure bestanden zum Beispiel darauf, dass der Begriff "wirklich" wirklich nur "bedeutungsvoll" oder "echt" bedeutet. (Dies alles machte einen langen Bearbeitungsprozess aus. Ein paar Male bestand die Redaktion darauf, dass es wahr ist, dass "echt" bedeutet "Sinnvoll." Der Logiker in mir kämpfte darum, nicht zu schreien.)

Ich war … ziemlich überrascht. Kein Wissenschaftsjournal macht jemals so etwas: "Lieber Autor: Bitte verwenden Sie nicht die Begriffe" real "und" wahr ", um zu beschreiben, wie Ihre Theorie und Ihre Experimente in die Welt passen." Natürlich werden neue wissenschaftliche Theorien abgesichert. Aber alteingesessene sind wahr . Die Evolutionstheorie ist wahr , nicht sinnvoll oder echt. (Es ist nicht klar, was diese Worte sogar bedeuten, wenn man die Evolutionstheorie diskutiert.)

Jetzt verbieten die meisten Philosophiezeitschriften nicht "wirklich" und "wahr". Explizit. Aber es ist heute universal "best practice", die Worte "wahr" und "echt" nur sehr sparsam zu verwenden. Alle modernen Philosophie Bücher und Papiere hecke ihre Ansprüche: "X scheint wahr ", "Y ist real, um die relevante Klasse von Menschen " und so weiter …

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Vielfalt, für eine Sache. Wir alle wachen auf, dass es auf dem Planeten über 7 Milliarden andere Menschen gibt – alle mit ihren eigenen Sichtweisen auf alles, was man sich vorstellen kann. Übereinstimmung ist selten; Meinungsverschiedenheiten sind sehr häufig. Und Menschen sind nicht die einzigen Bewohner der Erde, die wichtig sind. Also gibt es buchstäblich Billionen von Sichtweisen auf der Erde – zumindest!

Aber wie immer haben Philosophen überreagiert – sie nahmen diese Diversity-Sache und injizierten ihr Steroide. Dies führte zur Bewegung der Postmoderne . Der Postmodernismus war eine überwiegend europäische intellektuelle Bewegung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Wesentlichen war es eine "Ungläubigkeit gegenüber Metanarrativen" (Lyotard, The Postmodern Condition: Ein Bericht über Wissen , 1979).

"Ungläubigkeit gegenüber Metanarrativen" ist Phantasiephilosophie, die nicht glaubt, dass die Geschichte der menschlichen Kultur auf lange Sicht Sinn macht. Es gibt keinen langfristigen Weg zur Gerechtigkeit oder Aufklärung (von der Art, die hier und in Europa im 18. Jahrhundert gepriesen wurde). Es gibt keinen langfristigen Fortschritt, nicht einmal einen wissenschaftlichen Fortschritt. Unser Leben wird nicht besser … oder schlechter; unser Leben ist nur unser Leben.

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Ich zeige eilig meinem lieben Leser, dass "Unglaube gegenüber Metanarrativen" eine Metanarrative ist! So sind die Posti (wie sie von den Postmodernen spielerisch genannt werden) in der Tat ebenso in Metanarrative verliebt wie die großen metanarrativen Philosophen Descartes, Spinoza, Leibniz, Locke, Berkeley, Hume und Kant. Die Postmoderne ist also widersprüchlich – und nicht auf eine gute Art und Weise. Mein innerer Logiker hat es schon lange gewünscht, dies im Druck aufzuzeigen.

Die Philosophen der Postmoderne folgerten daraus, dass die Menschheit eine Vielzahl von Standpunkten umfasst, eine Vielzahl von Geschichten (Erzählungen), die verschiedene Verbindungen verschiedener Stärken miteinander haben, und dass alle von ihnen gleichermaßen hohen Respekt und politische Führung verdienen. Kurz gesagt, die Philosophen folgerten, dass all diese unzähligen Geschichten … wahr waren !

Nun, um zu paraphrasieren, was sie in dem wunderbaren Film The Incredibles sagen: Wenn alles stimmt, dann ist nichts. Nicht einmal Wissenschaft, nicht einmal "die Tatsache", dass du einen Körper hast. Die Postmodernisten waren damit zufrieden.

Das Ergebnis: Relativismus – die Vorstellung, dass alle Gesichtspunkte richtig, wahr und real sind.

Ich weiß, ich weiß … du sagst: Niemand nimmt Philosophie ernst. Sie sagen das, aber in der Tat nehmen Sie es sehr ernst. Und die Philosophie ist so grundlegend, dass, wenn es das Boot rockt, jeder es fühlt. An diesem Punkt ist es nicht klar, ob der Postmodernismus aus dem Bedürfnis von allen entstand, die Vielfalt zu akzeptieren, oder ob jeder, der sich der Diversität verpflichtet fühlt, aus den subtilen Einflüssen des Postmodernismus hinter den Kulissen entstand. Wahrscheinlich war es beides – in einer Art Rückkopplungsschleife.

Ich habe persönlich Philosophen gekannt, die behaupteten, wenn sie eine schreckliche Krankheit hätten, wären sie gleichgültig, ob sie in die Mayo Clinic gehen oder zu jemandem gehen würden, der nur einheimische / Volksmedizin praktiziert.

Dies alles führte zu einer großen Rückwirkung von den Wissenschaftlern und anderen Wahrheits-Champions. Eine große Salve stammt aus Allan Blooms berühmtem Buch The Closing of the American Mind (1987). Bloom argumentierte, dass Relativismus – besonders an amerikanischen Colleges und Universitäten, wo er grassiert – die amerikanische Demokratie zerstörte. Demokratie bedeutet nicht, dass jeder recht hat , sondern dass alle fair und gerecht behandelt werden .

Wie eine Biowaffe verbreitete sich die Ansteckung des Relativismus jedoch weiter. Impfungen dagegen und Behandlungen dafür funktionierten nicht. Heute haben Wissenschaftler und andere, die Wahrheit lieben, einen großen Kampf in ihren Händen – und sie verlieren. Die American Association of Science, in der Zeitschrift Science, zeigt in mehreren Artikeln jede Woche hektisch auf, wie falsch der Weg ist, auf dem wir uns befinden.

Philosophen haben Blut an ihren Händen.

Wie kamen wir vom Relativismus des späten 20. Jahrhunderts zum Lügen im 21. Jahrhundert? Einfach. Relativismus besagt, dass Wahrheit relativ zu Individuen ist. Die Wahrheit wird daher billig. Es ist überall reichlich vorhanden. Es ist kein hart erkämpfter Wissenskern. Es ist genau das, was du glaubst. Es ist jetzt ein leichter Schritt von "Wahrheit ist, was du glaubst" zu "Wahrheit ist, was du glauben willst " und dann, zu "Wahrheit ist, was du willst, dass andere glauben".

Lass uns das einstellen:

Wahrheit ist das, was andere wollen, um zu glauben.

Andere Menschen sind nur Eisenfüllungen in Ihrer Richtung ausgerichtet werden.

Es stellt sich heraus, dass es mehrere Bücher zum Thema "Behandeln von Menschen als Eisenfüllungen" gibt, die magnetisch in Richtung der "Wahrheit" gezogen werden sollen. Eine besonders gute ist 1984 von George Orwell. Und Orwell war sehr klar: Menschen nur als Eisenfüllungen zu behandeln, ist unmoralisch. Aber in diesem Zeitalter wirst du sagen, das ist meine Wahrheit , das gilt nur für mich.

Diese bedauernswerte Situation ist nicht nur die Schuld der Philosophie. Andere haben auch Blut an ihren Händen. Es gibt die üblichen Verdächtigen: Rassisten, Sexisten, die religiösen, die Wissenschaft hassen, Fanatiker und die Machthungrigen … um nur einige zu nennen. Und wie wir gerade gesehen haben, gibt es die ungewöhnlichen Verdächtigen: die relativistischen Philosophen.

So ist die Philosophie in unserer modernen Ära, in der Falsch das Neue Wahr ist und Lügen Aszendent ist, von entscheidender Bedeutung. Und nicht nur lügen, sondern kühn lügen (die Erde ist 6000 Jahre alt; die globale Erwärmung ist ein chinesischer Schwindel). Philosophie hat Blut an seinen Händen.

Wie alle wissen, war das Jahr 1984 nichts wie das Buch 1984 , wo Krieg Frieden ist, Freiheit ist Sklaverei und Ignoranz ist Stärke (die zweideutigen "Wahrheiten", auf denen der Superstaat, Ozeanien, basiert). Aber es sieht so aus, als wären wir für 2084 auf Kurs.