Haben frühe Vögel und Nachteulen unterschiedliche Persönlichkeiten?

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Wenn das Ende des Tages eintrifft, werden Frühaufsteher den Abend ausklingen lassen. Im Gegensatz dazu beginnen Nachtschwärmer gerade erst. Dieser Unterschied in der "Chronotype" hat tiefe Wurzeln in unserer evolutionären Geschichte. Mit Gruppen, die sich aus Mitgliedern mit verschiedenen Chronotypen zusammensetzen, hätten Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit nach Gefahren Ausschau gehalten. Die Forschung zeigt jedoch, dass die Unterschiede zwischen Morgen- und Abendtypen mehr sind als nur Schlafenszeitpräferenzen: Eine beträchtliche Menge an Beweisen hat auch ergeben, dass Individuen mit unterschiedlichen Chronotypen sich auch hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale unterscheiden.

Diese Beziehung zwischen Chronotyp und Persönlichkeit stand im Mittelpunkt einer Studie von Christoph Randler und Lena Saliger von der Universität Heidelberg. Um zu testen, ob Frühaufsteher und Nachteulen Persönlichkeitsunterschiede zeigten, begannen die Ermittler mit der Beurteilung der Teilnehmer auf Chronotyp, Temperament und Charakter. Ein Maß bestimmt, ob Teilnehmer ein Morgentyp, ein Abendtyp oder keiner von beiden waren. Ein weiterer Fragebogen bewertete die Teilnehmer hinsichtlich einer Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen, darunter Neuheitssuche, Schadensvermeidung, Persistenz, Belohnungsabhängigkeit, Selbstausrichtung, Kooperationsbereitschaft und Selbsttranszendenz oder eine Tendenz zu Spiritualität und Idealismus. Die Forscher führten dann eine Korrelationsanalyse der Daten durch.

Die Ergebnisse waren auffällig:

  • Morning-Typen zeigten ein höheres Maß an Kooperation, während Abendtypen am niedrigsten waren. Dieses Ergebnis entspricht der früheren Forschung, die das Morgen mit dem Persönlichkeitsmerkmal der Verträglichkeit verbindet.
  • Abendtypen berichteten größere Suche nach Neuheit als "keine" Arten, und keine der beiden Arten höher auf Neuheit Suche als Morgen Arten bewertet. Die Beziehung zwischen Neuheitssucht und Abendlichkeit, so die Autoren, könnte mit niedrigen Dopaminspiegeln zu tun haben – und könnte als Risikofaktor für Suchtverhalten wie Rauchen wirken. Laut der Forschung trinken Abend-Typen mehr Alkohol und rauchen mehr Zigaretten als Morgen-Typen.
  • Die Arten am Morgen waren am persistentesten, während die Abendtypen am wenigsten ausgeprägt waren. Die Autoren weisen darauf hin, dass diese Ergebnisse im Einklang mit anderen Forschungen stehen – beispielsweise wurde Morningness mit Gewissenhaftigkeit und Proaktivität in Verbindung gebracht. In ähnlicher Weise wurde gefunden, dass Morgenlichkeit negativ mit Unentschlossenheit und Verschleppung zusammenhängt. Zusammengenommen zeigen diese Ergebnisse, warum die morgendlichen Typen die schulischen Verantwortlichkeiten leichter bewältigen und bessere Noten erhalten. In ähnlicher Weise wurde die Abendlichkeit mit erhöhter Impulsivität sowie höheren ADHS-Werten in Verbindung gebracht.
  • Abendtypen waren auf Selbsttranszendenz höher als "keine" Typen. Dieser Befund steht im Einklang mit Studien, die das Abendlicht mit kreativem Denken verbinden. In ähnlicher Weise korreliert die Abendlichkeit auch mit dem Merkmal der Offenheit, wenn auch schwach. Die Autoren behaupten, dass Offenheit, Kreativität und Selbsttranszendenz sowohl miteinander als auch mit der Abendlichkeit verbunden sein können.

Während wir wie unsere Vorfahren nicht mehr rund um die Uhr auf Bedrohungen warten müssen, bleibt das evolutionäre Erbe der Chronotypen eine faszinierende Facette der menschlichen Psychologie im modernen Leben.