Wohnung im Konflikt
Hinter einigen der kultigsten Liebeslieder des 20. Jahrhunderts verbirgt sich eine Reihe lang anhaltender, angespannter und unvereinbarer Konflikte. Im Schreibzimmer und im Aufnahmestudio waren John Lennon und Paul McCartney alles, was ihre Musik nicht war: disharmonisch, diskordant, feindselig. Als professionelle Partner hätten ihre Weltanschauungen unterschiedlicher nicht sein können. Lennon, der Künstler, war der Nonkonformist, immer auf der Suche nach dem nächsten großen Ding. McCartney, der Ingenieur, suchte Schönheit, indem er Ordnung annahm. Weit davon entfernt, ihre Differenzen beiseite zu legen, lebten die diametral entgegengesetzten Genies im Konflikt. Sie haben keine Übereinstimmung für eine friedliche Arbeitsbeziehung vorgetäuscht. Sie waren miteinander konkurrierend und stießen und zogen sich gegenseitig, während sie Alben kuvertierten, die abwechselnd ihre unterschiedlichen Gaben hervorhoben. Sie haben keine Kompromisse gemacht. Sie gaben dem anderen nicht nach. Sie haben sich durch ihren Konflikt erhöht. In sieben Jahren konstruktiver Auseinandersetzung schrieben sie knapp 200 Songs und veröffentlichten 13 Alben. Die beiden Männer, die aus dem einfachen Wunsch, die Hand ihres Liebhabers zu halten, unwiderstehliche, genrebestimmende Kunst gemacht haben, mögen unter allen anderen Umständen sehr wohl bevorzugt haben, voneinander getrennt zu sein.
Diese Art von konstruktivem Konflikt ist entscheidend für jeden Entstehungsprozess – nicht nur für die kollaborative Produktion von Kunst, sondern für jeden Grad an Innovation in Ihrem Leben oder Ihrer Organisation. Und Sie müssen kein Virtuose sein, der einmal (oder zweimal) in einem Jahrtausend ist, um einen konstruktiven Konflikt zu pflegen.
In der Tat gibt es konkrete Schritte, die Sie ergreifen können, um positive Abweichungen in Ihrer Innovationsinitiative zu erzeugen. Das soll nicht heißen, dass sie einfach sind und immer funktionieren. Ganz im Gegenteil: Dies ist ein komplizierter Prozess, der lange Zeit in Anspruch nimmt und nicht zum Erfolg führt. Wie ein Klavier zu spielen, ist es eine Fähigkeit, die man in einem Konflikt leben muss, um es zu perfektionieren. Und dabei wird es dich zu unbequemen Orten bringen. Aber das ist ein Unbehagen – wie der Konflikt selbst -, in dem man leben kann und sollte. Der Impuls zur Innovation kommt von einem negativen Gefühl, einer Form der Unzufriedenheit: Du bist unzufrieden mit der Gegenwart und willst es besser machen und Neu. Nutzen Sie diese Unzufriedenheit und machen Sie sie zu produktiver Energie. Wenn Sie diese Unzufriedenheit durcharbeiten, wird das Unbehagen größer werden, bevor es abnimmt; das Chaos wird größer werden, bevor es beherrschbar wird. Versuchen Sie nicht, das Chaos aufzuräumen. Vertiefen Sie sich und folgen Sie diesen Schritten:
- Stellen Sie eine Vielfalt von Perspektiven zusammen
- Engagieren Sie sich in dem Konflikt
- Stellen Sie ein gemeinsames Ziel oder eine gemeinsame Vision auf
- Konstruieren Sie hybride Lösungen
Beginne mit Lennon, beende mit McCartney. Innovation findet in Phasen statt und in jedem Moment ist ein Standpunkt wichtiger als der andere. Niemand kann in allen Phasen der Innovation voll wirksam sein. Es ist wichtig, dass Sie verstehen, wann jedes Weltbild an erster Stelle steht.
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Jeff DeGraff präsentiert den Innovationscode
Am Anfang ist der Künstler wahrscheinlich der wichtigste Mitwirkende. Ihre divergierende Sichtweise blickt in die Zukunft und eröffnet neue Möglichkeiten. Dies ist der Moment, in dem die Engineer am wenigsten beitragen sollte, da sie den Wow-Faktor einer Innovation wahrscheinlich eliminieren wird, weil ihr Geist immer zu praktischen Bedenken geht und fragt, was tatsächlich möglich ist. Am Ende einer Innovation, wenn Sie das Projekt in den Maßstab bringen müssen, tritt die Engineer als treibende Kraft auf, da ihr Fachwissen in Bezug auf Prozess und Zuverlässigkeit am wichtigsten ist und ihr Talent, Dinge zu basteln und zu verbessern, von entscheidender Bedeutung ist. Zu diesem Zeitpunkt wird ein Künstler wahrscheinlich das Interesse verloren haben und nach der nächsten Avantgarde-Sache suchen.
In der mittleren Phase sind Weise und Athleten von unschätzbarem Wert. Ein Sage verhandelt, erhält Buy-In und treibt die Innovation durch die Organisation, während ein Athlet das Projekt auf Kurs hält, alle Erfolgsmaßnahmen trifft und an Dynamik gewinnt. Diese beiden brauchen einander. Ohne den Athleten ist der Weiser zu beschäftigt, um alle wichtigen Meilensteine zu erreichen. Ohne den Weisen pflügt der Athlet ohne Buy-In oder Unterstützung.
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Eines der wichtigsten Dinge beim Führen und Managen von Innovationen besteht darin, das Team flexibel zu halten und zu erkennen, wann die aktuelle Teamkonfiguration nicht mehr den konstruktiven Konflikt erzeugt, den Sie benötigen. Einige Teammitglieder können auch durch andere Verpflichtungen oder Aufgaben ausbrennen oder können nicht mehr beitragen. Halten Sie Ihr Netzwerk weit und ziehen Sie Spieler ein und aus, wie Sie sie brauchen. Haben Sie keine Angst, verschiedene Kombinationen von Menschen auszuprobieren. Erfahren Sie, wie das Team funktioniert, und erstellen Sie Regeln, die Sie für die Zukunft nutzen können.
Alle Innovationen enden. Jedem kreativen Lebenszyklus ist ein natürliches Ende gesetzt. Brian Epsteins Tod löste die Trennung der Beatles aus. Ohne den Klebstoff, der die Band zusammenhielt, den Mann, der den Jungs half, ihren Konflikt zu bewältigen und ihre gemeinsame Vision aufrechtzuerhalten, wurde der Niedergang der Band unvermeidlich. John wurde zunehmend unzufrieden mit der Produktion seiner Songs und fand stattdessen Inspiration in Yoko. Als wahrer Ingenieur wollte Paul sicherstellen, dass die Band auch ohne Epstein gute finanzielle Entscheidungen traf. Aber als er einen anderen Manager einbringen wollte, weigerten sich die anderen. Paul und John konnten nicht länger an Liedern mitarbeiten. Der konstruktive Konflikt war nicht länger tragbar.
Das nächste Problem und die nächsten Agenten des konstruktiven Konflikts, die ihre Lösung antreiben: Das ist die Innovation nach dem Tod. Die Hoffnung ist, dass, wenn Sie erfolgreich eine Kultur des konstruktiven Konflikts geschaffen haben, wo positive Abweichung eine alltägliche Norm ist und die Teams von Menschen, die sie praktizieren, sich ständig verändern, blicken Sie bereits in die Zukunft.
Auszug aus dem Innovationscode von Jeff und Staney DeGraff, Berrett-Koehler Verlag (August 2017)
Der Innovationskodex ist ein rigoroser, aber sehr zugänglicher Leitfaden, um bahnbrechende Lösungen zu erreichen, indem das gesamte – und scheinbar widersprüchliche – Spektrum innovativen Denkens genutzt wird.
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