Religiosität und Intelligenz: Ein Jahrhundert der Forschung

Seit fast einem Jahrhundert haben Psychologen die Beziehung zwischen religiösen Überzeugungen und Intelligenz untersucht. Eine aktuelle Übersichtsarbeit und Metaanalyse der Forschung von 1928 bis heute hat 63 Studien zu diesem Thema gefunden. Die Ergebnisse zeigen, dass Religiosität eine signifikant negative Beziehung zur Intelligenz hat, was darauf hindeutet, dass stärkere religiöse Überzeugungen mit geringerer Intelligenz assoziiert sind. Obwohl dieses Ergebnis nicht neu ist, gibt es einige interessante Ideen darüber, warum diese Beziehung existiert.

Zuerst diskutieren die Autoren die Idee, dass Atheisten Nonkonformisten sind und dass intelligentere Menschen weniger dazu neigen, sich anzupassen. Die Autoren stellen fest: "Wenn intelligentere Menschen weniger dazu neigen, sich anzupassen, könnten sie auch weniger wahrscheinlich ein herrschendes religiöses Dogma akzeptieren."

Die zweite mögliche Erklärung ist, dass intelligentere Menschen in ihren Glaubenssystemen mehr logisches Denken und empirische Beweise verwenden. Es mag nicht Intelligenz an sich sein, die zu einem Mangel an religiösen Überzeugungen führt, sondern ein kognitiver Stil, der den vorherrschenden religiösen Überzeugungen in einer Gemeinschaft kritischer gegenübersteht.

Die dritte Erklärung, die in der Literatur relativ neu ist, besteht darin, dass religiöse Überzeugungen eine Reihe von psychologischen "Funktionen" erfüllen, wie etwa das Gefühl, dass die Welt geordnet und vorhersehbar ist. Die Autoren argumentieren, dass Intelligenz ein Gefühl der persönlichen Kontrolle verleiht, das die Notwendigkeit religiöser Überzeugungen negiert. Eine zweite Funktion, die Religiosität bieten könnte, ist eine größere Fähigkeit, Impulse zu steuern. Schließlich kann Religion der Funktion dienen, das Selbstwertgefühl zu stärken (die meisten Religionen betonen eine persönliche Beziehung zu Gott – einem höheren Wesen), und religiöse Gemeinschaften bieten ein Gefühl der Zugehörigkeit.

Diese Forschung wurde kürzlich in der Zeitschrift "Personality and Social Psychology Review" veröffentlicht:

Zuckerman, M., Silberman, J. & Hall, JA (2013). Die Beziehung zwischen Intelligenz und Religiosität: Eine Meta-Analyse und einige vorgeschlagene Erklärungen. Persönlichkeits- und Sozialpsychologie, 17, 325-354.

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