Verkörpertes Denken

Aus gutem Grund ist die Verkörperung zur Zeit ein heißes Thema in Psychologie und Philosophie. Das Denken wird stark von physiologischen Prozessen beeinflusst, die in Wahrnehmung und Emotion involviert sind. Verkörperung ist eine nützliche Erweiterung kognitiver Theorien, die das Denken in Form von mentalen Repräsentationen erklären, aber keine alternative Theorie.

Seit den 1960er Jahren bestand der vorherrschende Ansatz in der kognitiven Psychologie darin, verschiedene Arten des Denkens in Form von Rechenvorgängen zu erklären, die auf mentalen Repräsentationen beruhen. Solche Repräsentationen umfassen nicht nur verbale wie wörtliche Konzepte und satzartige Propositionen, sondern auch visuelle Bilder und neuronale Netzwerke. In den letzten zehn Jahren hat eine wachsende Zahl von Forschern sowohl in der Psychologie als auch in der Philosophie argumentiert, dass der Standardansatz die wichtige Rolle vernachlässigt hat, die menschliche Körper bei der Wahrnehmung spielen. Unsere Konzepte sind nicht wie die verbalen und mathematischen Strukturen, die in den aktuellen Computersprachen leicht darzustellen sind, sondern kombinieren viele Arten von Wahrnehmungsinformationen, die von den sensorischen Systemen abhängen, die in unserem Körper funktionieren. Psychologen wie Larvrence Barsalou haben experimentelle Beweise geliefert, dass Konzepte Teile von Wahrnehmungssymbolsystemen sind. Zum Beispiel ist Ihr Konzept eines Autos weit mehr als eine verbale Beschreibung typischer Autos, da es auch sensorische Informationen darüber enthalten kann, wie Autos aussehen, klingen, riechen und sich anfühlen.

Die Erforschung von Emotionen liefert auch Beweise für Verkörperung. Denken ist untrennbar von Emotionen und Emotionen beinhalten physiologische Veränderungen des Herzschlags, der Atmung, der Hautreaktion, des Hormonspiegels und so weiter. Statt eine Ablenkung von einer effektiven Wahrnehmung vorzunehmen, sind Emotionen für die Bereitstellung von Wertschätzungen und Handlungsmotivationen entscheidend. Emotionen sind nicht nur abstrakte Urteile über die Relevanz von Situationen für unsere Ziele, sondern erfordern auch die Reaktion des Gehirns auf körperliche Veränderungen.

Es ist jedoch wichtig, die Bedeutung der Verkörperung nicht zu übertreiben und die vielen Einsichten, die der rechnerisch-gegenständliche Denkansatz erbracht hat, zu verwerfen. Kakerlaken sind auch verkörpert, aber sie sind nicht sehr schlau. Wir müssen die moderate Verkörperungsthese, dass Sprache und Denken durch verkörperte Handlung geformt werden, von der extremen Verkörperungsthese unterscheiden, dass Denken nur verkörperte Handlung ist, die keine Repräsentation und Berechnung erfordert. Die extreme Sichtweise wurde von den Heideggerschen Philosophen und einigen Psychologen vertreten, die behaupten, dass das Gehirn ein dynamisches, aber kein computergestütztes System ist. Das Gehirn ist unbestreitbar ein dynamisches System, aber auch Galaxien und Ökologie, denen die Fähigkeit zum Denken fehlt. Erklären, wie Menschen Probleme lösen, Schlüsse ziehen und Sprache verwenden können, erfordert die Kenntnis hochentwickelter Rechenverfahren zur Manipulation von Repräsentationen. Daher stützen die sich häufenden Beweise für die Rolle des Körpers in Wahrnehmung und Emotion die moderate Verkörperungsthese, nicht die extreme These.

In einem anderen Beitrag sprach ich mich für eine Sicht des Gefühls aus, die kognitive Bewertung und physiologische Wahrnehmung kombiniert. Emotion ist viel zu subtil, um nur eine Reaktion auf körperliche Veränderungen zu sein. Es gibt Hunderte von verschiedenen emotionalen Wörtern auf Englisch, und Gefühle können nicht durch Physiologie allein unterschieden werden. Eine kognitive Bewertung ist erforderlich für Unterschiede zwischen grundlegenden Emotionen wie Angst und Wut und insbesondere für Unterschiede zwischen sozialen Emotionen wie Stolz, Arroganz, Peinlichkeit, Scham und Schuld. Daher sollte Verkörperung als ein wichtiger Aspekt des menschlichen Denkens betrachtet werden, nicht als die ganze Geschichte.